3-Städte-Initiative „Schulen gegen Luftverschmutzung“ geht mit Hilfe von Wissenschaft, Wirtschaft und Städten in die erfolgreiche Umsetzung von Projekten.
Der Startschuß fällt am 30. November 2018 bei einem Event in der HTL Bulme in Graz: sechs Höhere Schulen aus Graz, Linz und Wien präsentieren ihre Ideen für eine Trendumkehr bei der Erderwärmung.
Während sich in Polen die Welt zur nächsten Klimakonferenz trifft, um große Weichenstellungen vorzunehmen, entwickelt Klimaökonom Univ.-Prof. Dr. Karl Steininger gemeinsam mit PädagogInnen und Jugendlichen eines mehrjährigen Klimaschutzprojekts die Eckpunkte für eine erfolgreiche Realisierung. Beim Event dabei: Umweltverantwortliche der beteiligten Städte und Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft. Sie alle hoffen, durch gegenseitige Information und Vernetzung eine neue Dynamik zu erzeugen. Durch den Ausbau umweltfreundlicher Infrastruktur genauso wie durch eine stärkere Anpassung unserer Lebensgewohnheiten.
Auch Multiplikationseffekte sind zumindest einkalkuliert: die teilnehmenden Schulen sind Teil von ÖKOLOG, dem größten Netzwerk für Schule und Umwelt mit über 500 Schulen. Ziel ist es – wie Jugendliche aus Linz für ein Klima-Spiel formulierten – „.. gemeinsam jeden Tag die Welt zu retten!“
Gartenbauschule Schönbrunn: Städte wiederaufforsten!
Das Forschungszentrum für Gartenbau Wien-Schönbrunn, das durch intelligente Aufforstungsprojekte in Afrika („Books for Trees“) international aufhorchen ließ, startet jetzt auch die „Wiederaufforstung“ unserer Innenstädte: mit begrünten Bushaltestellen (ein Modell davon war beim Event zu sehen), der Belebung umgewidmeter Parkflächen und vielen anderen Ideen. Dabei arbeitet man u.a. mit der Landwirtschaftsschule Elmberg in Linz eng zusammen. Erste Kontakte zu den Wiener Linien sind geknüpft. Jene zur Umwelt-Abteilung MA 22, bei der Luftqualität und Klimaschutz höchste Priorität haben, werden ausgebaut.
Mit Vertretern der Stadt Wien ist in Schönbrunn für Jänner ein Lokalaugenschein geplant, bei deml man geplante Bepflanzungs-Module präsentieren will. Projektleiter DI Bernhard Wagenknecht von der Gartenbauschule: „Mit der Initiative „50 grüne Häuser“ ebnet die Stadt ja gerade einer breitflächigen Begrünung den Weg. Große Fassaden und Dächer geben natürlich etwas her. Aber auch bei der Begrünung von Bushaltestellen.können wir mit unseren Möglichkeiten und unserem Know-how einen wichtigen Beitrag für eine saubere Umwelt leisten. Auf wenigen Quadratmetern können viele Kilogramm CO2 und Feinstaub pro Jahr gebunden werden.“ LehrerInnen und Jugendliche fühlen sich im Klimaschutz manchmal von der großen Politik im Stich gelassen. Gerade von den Städtepartnern erhoffen sich die Projektschulen aber dank des direkten Kontakts vor Ort mehr Gehör für Anliegen.
Auch ein Vorschlag aus der Wirtschaft lässt aufhorchen: die geplanten Begrünungsmaßnahmen könnten während der zunehmend heisser werdenden Sommer mit zusätzlicher Besprühungstechnik gekoppelt werden. Eine EU-weit agierende Firma für Kühlungs- und Luftreinigungstechnik plant bereits, diese bei Cooling-Rooms im Stadtgebiet als belebendes Element einzusetzen. Vorschläge der Grazer HTL Ortweinschule im Sinne von „Design-Interventionen“ wären ebenso mit begrünten Haltestellen kombinierbar, vor allem an größeren öffentlichen Plätzen oder Parks. Dort könnte eine Pflanzentauschecke entstehen… oder ein Telefonhäuschen bzw. eine Info-Wand für Klima-Infos … Eine namhafte Bio-Landwirtin, die schon am Event teilgenommen hat, will dabei ebenfalls mitarbeiten.
Viele spannende Projekte für Klimaschutz lassen hoffen
Eine städteübergreifende Online-Umfrage an ÖKOLOG-Projekt-Schulen, die vom IBC Wien organisiert wird, soll die Chancen für neue Mobilitätsformen bei Jugendlichen ausloten. Dabei werden E-Scooter genauso unter die Lupe genommen wie die Bereitschaft zu einem freiwilligen autofreien Tag pro Woche oder autofreien Zonen. Auf diesen Plan ist aufgrund des jüngsten Events bereits eine kirchliche Organisation eingegangen: Im Rahmen der Initiative „Schöpfungsverantwortung“ wird schon seit Jahren die Aktion „Autofasten“ durchgeführt. Nun hat man Interesse bekundet, gemeinsam mit dem Schulnetzwerk ÖKOLOG an einem freiwilligen autofreien Tag pro Woche zu arbeiten. Bereits jetzt gibt es viele Umweltmaßnahmen, die im Schulalltag Platz gefunden haben. Laut aktueller Berechnungen würde ein verpflichtender autofreier Tag im Vollausbau bis zu 10 % weniger Luftverschmutzung bringen.
Bereits fertig auf dem Tisch liegt ein Klima-Spiel in Online- oder Mappen-Version inkl. QR-Codes, entwickelt vom umtriebigen und mehrfach ökopreisgekrönten Schulzentrum der Kreuzschwestern in Linz.
Mit Hilfe von Spielen für den mehrfachen täglichen Gebrauch pauken so junge Leute wichtigess praktisches Alltagswissen für den Klimaschutz. Dabei wird man zum Beispiel gefragt, ob man mit der Hand abwaschen und damit auf den Geschirrspüler verzichten soll.
Durch Raten, Schätzen, Fragen lassen sich Antworten finden – auch andere spannende Aktivitäten warten. Die Um-weltämter der drei beteiligten Städte haben bereits ihr Interesse am Erwerb des Spiels für Jugendliche angemeldet.
Im Gefolge des jüngsten Events wurde der HTL Bulme in Graz von einer Öko-Firma soeben ein Preisgeld für eine Diplomarbeit zum Thema einer autarken Regenwasser-Sprühanlage inkl. elektrostatischer Reinigung ausgesetzt: Direktor DI Günther Greier, der mit der HTL Bulme am ehrgeizigen Gesamt-Projekt teilnimmt: „Das freut uns sehr! Wir sind stolz auf das eigene Know-how in den Bereichen Energieproduktion, Elektrotechnik und Mobilität. Wir investieren selbst viel in eine zeitgemäße Ausbildung: so experimentieren wir rund ums „energieautarke Haus“ und planen eine neue große Werkstätte mit riesiger Solaranlage auf dem Dach. Heuer wurden wir sogar mit einem internationalen Solarpreis ausgezeichnet.“
In der HTL Bulme setzt man nicht nur auf Technik, sondern auch auf mühsamen Verhaltenswandel. Die zweitgrößte HTL Österreichs möchte ihre eigenen erfolgreichen Energiespar-Maßnahmen bei zusätzlichen Workshops an Schulen weitergeben. Ein Engagement, das Klimaökonom Steininger, der das Projekt fachlich-wissenschaftlich begleitet, besonders unterstützt: „Wenn wir das Land mit Windkrafträdern und Solar-Anlagen zupflastern, verlieren wir in den nächsten Jahrzehnten Boden im Ausmaß der doppelten Fläche von Wien. Wir müssen den Energieverbrauch senken. 50 Prozent weniger sind möglich!“
Trendumkehr dank Kostendruck und Erfolgserlebnisse
Umwelt-Ökonom Univ.-Prof. Dr. Karl Steininger, über seine Motivation, das Projekt fachlich-wissenschaftlich zu begleiten: „Wenn wir nicht engagiert gegensteuern, wird der Klimawandel in Österreich bis 2050 Schäden von bis zu 8,8 Milliarden Euro jährlich mit sich bringen. Bei Feinstaub und Stickoxiden, die auch bei der Bildung von Sekundär-Feinstaub eine entscheidende Rolle spielen, kommt es zu erheblichen gesundheitlichen Folgen und Folgekosten – vor allem bei der Jugend.
Die gute Nachricht: Umweltarbeit muss aufgrund der bereits erreichten Datentransparenz nicht länger als „Fass ohne Boden“ wahrgenommen werden. ForscherInnen am „Wegener-Center für Klima und Globalen Wandel“ der Universität Graz haben das bundesweite Treibhausgas-Budget auf Kontingente für die großen Städte heruntergebrochen. Diese Zielgrößen kann Steininger nun hochgerechneten Einsparungsprognosen bei Maßnahmen der Projekt-schulen – aufgrund von Beispielswirkungen auf Bevölkerung und Politik – gegenüberstellen. Aber das ist schon wieder ein Thema für den nächsten Workshop im Frühjahr 2019…
Highlights mit hochkarätigen Gästen
- Grußworte, Dank und Anerkennung
> Umweltstadträtin Tina Wirnsberger, Stadt Graz –
gemeinsam mit Dir. DI Günther Greier, HTL Bulme - Impulsreferate
> Univ.-Prof. Dr. Karl Steininger, Klimaökonom,
Universität Graz
„Herausforderung Klimawandel – Zukunfts-Szenarien“
> DI Dr. Willi Haas, Sozialökologe, Universität für
Bodenkultur Wien
„Gesundheit und soziale Innovation“
> Assoz. Prof. DI Viktor Hacker, Verfahrens-Chemiker,
Technische Universität Graz – Mobilitätspreis für
Innovationen „Wasserstoff für Mobilität und Energieproduktion“ - Vertreter der Umweltämter
beim Arbeitsgespräch mit Klimaökonom Univ.-Prof.
Steininger
> DI Wolfgang Götzhaber, Umweltamt Graz
> DI Wilfried Hager, Umweltservice Linz
> Dr. Johannes Ofner, Umweltabteilung MA 22, Wien
PDF-Datei von Klima-Präsentation Prof. Steininger